Funktion statt Konvention

 

Funktion statt Konvention

Diese Auflistung von offenkundigen und seit Jahren bestehenden Missständen des deutschen Bildungssystems, die sich leicht verlängern ließe – soll deutlich machen, dass wir ein neues Paradigma der Schulentwicklung brauchen. Und dieses Paradigma lautet: Funktion statt Konvention!

Was meine ich damit?

Weite Teile der gegenwärtig vorzufindenden Maßnahmen zur Entwicklung unseres Schulsystems kranken daran, dass sie die Konvention der Schule, ihre Grammatik fortzuschreiben suchen. Dabei wird so getan, als lebten wir im Tal der Ahnungslosen und wüssten nicht, wie man eine gute Schule machen kann. In diesem Sinne untersuchen die scheinbar neuen Studien immer wieder die alten Fragen einer Optimierung des bestehenden Systems. Auf diese Weise dreht sich das System im Kreis und es entsteht das, was der Zivilisationskritiker Paul Virilio als „rasenden Stillstand“ bezeichnet.

Die Wahrheit ist: Gute Schulen – das zeigt die Geschichte der Pädagogik – entstehen nicht durch Optimierung des Bestehenden, sondern durch einen Abschied von der Konvention.

Innovative Schulmodelle, die bis heute überdauern, zeichnet es aus, dass sie mit der Konvention gebrochen und die Funktion der Schule radikal aus der Perspektive der Kinder neu definiert haben:

Montessori revolutionierte die Schule durch die vorbereitete Umgebung, Freinet durch die Abschaffung von Schulbüchern und die Einführung der Schuldruckerei zur Erzeugung freier Texte, die Gestaltpädagogik mit ihrem Konzept persönlich bedeutsamen Lernens, Hartmut v. Hentig überwand die Fächertrennung und wies Schritte zur Schule als Lebens- und Erfahrungsraum. Hier zeigt sich: Die Wege zur begabungsförderlichen Schule können und sollten unterschiedlich sein. Nur in kreativer Konkurrenz entsteht Neues.