Kritische Psychologie:
Das »Lernen« in der Schule wird - dem allgemeinen Vorverständnis nach - in erster Linie vom Lehrer oder der Lehrerin vollzogen. Sie »lehren«, was die Schüler »lernen«. Auch in den meisten Theorien über den schulischen Lernprozess geht man davon aus, dass Lernen wesentlich als Lehren vor sich geht. Lernen ohne Lehren wird häufig nur als Vorform, Wildwuchs anerkannt, der - wenn etwas Sinnvolles daraus werden soll - alsbald durch Lehren aufgegriffen werden muss. So sind auch die Lerninhalte in der Schule erst einmal mit Lehrinhalten gleichgesetzt. Was da gelernt = gelehrt werden soll, ist durch Richtlinien der ehrwürdigen Institution Schule auf verschiedenen Ebenen geregelt. |
Wie dies geschehen soll, darüber gibt es einen riesigen Pool von erziehungswissenschaftlichen, soziologischen, psychologischen Theorien und daraus abgeleiteten Handlungsanweisungen für den Lehrer. Beides, die Lehrinhalte wie die Lehrverfahren, sind Gegenstand permanenter Auseinandersetzungen auf politischer bzw. pädagogischer Ebene.
Und wo bleiben dabei die Schülerinnen und Schüler?
Nun, einerseits ist dies alles ja eigens für sie veranstaltet: Sie sollen durch die Schule lebenstüchtige, verantwortungsbewusste, kreative, glückliche Erwachsene werden. So gesehen wäre das Lernen in der Schule also im unmittelbaren vitalen Interesse der Schülerinnen und Schüler. Andererseits aber spielen diese in dem vorgesehenen Arrangement offensichtlich nicht so richtig mit, müssten zum Lernen gezwungen werden, aber lassen sich irgendwie nicht recht zwingen, leisten Widerstand, entziehen sich, mogeln sich durch; selbst denen gegenüber, die sich anpassen und mitmachen, scheint häufig Misstrauen angebracht.
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