Schulbauten

Schulbauten sind Lebens- und Lernräume für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, für Menschen, die mit dem Lernen und allem, was damit zu tun hat, beschäftigt sind.

Eigentlich sollte man es ihnen ansehen. Wie ist das bei Ihrer, bei Eurer Schule? Was sollte man ändern? Es lohnt sich, darüber nachzudenken!

Der bekannte Schularchitekt Peter Hübner erläutert Grundsätze, berichtet über gute Erfahrungen bei der Planung von Neu- und Umbauten. Er ist ein beispielhafter Erneuerer, der erfolgreich erneuert und für die Zukunft aufbaut, was gemeinsam mit den Beteiligten geplant worden ist.

Für alle ist das im wahrsten Sinne des Wortes ein konstruktiver Prozess.

 

Schul-Architekt übt Kritik an Schulen

Schulen sehen aus wie Strafanstalten

Der Schularchitekt Peter Hübner übt radikale Architekturkritik beim Konvent "Der dritte Pädagoge" und fordert: Baut Bibliotheken in die Schulen!   VON CHRISTIAN FÃœLLER

 

Es gibt Momente, das ist selbst die Wartburg-Grundschule in Münster ein abweisender Ort. Dann sitzen die Schüler in ihren Lernhäusern mit den Namen Afrika, Europa, Asien oder Australien - und lesen. Auch Schulleiterin Gisela Gravelar, ihre LehrerkollegInnen und der Hausmeister schmökern. In der schuleigenen Bibliothek sind überall lesende Kinder verstreut. Die ganze Wartburg-Grundschule ist dann "lesende Schule".

Wahrscheinlich gibt es kein schöneres Beispiel dafür als die derzeit beste Schule in Deutschland, dass Architektur und Lernen etwas miteinander zu tun haben. Denn es finden sich viele Schulen in Deutschland, in denen ein kollektiver Leseanfall wie an der Wartburgschule undenkbar wäre - weil Schulen eine unfreundliche Anordnung von Rechtecken (den Klassenzimmern) und langen Geraden sind (den Fluren). Der Architekt Peter Hübner meint: Das hat System! "Pädagogische Fragen werden schon bei der Ausschreibung auf Raumprogramme reduziert, in denen es vor staatlichen Größenvorgaben wimmelt. Sie verhindern, dass Schulen zu schönen Häusern werden."

Hübner, derzeit der gefragteste deutsche Schularchitekt, unterzog die Schulgebäude einer ätzenden Generalkritik. Da war der Münsteraner Konvent des "Archivs der Zukunft" über das Gebäude als den "dritten Pädagogen" genau der richtige Ort. Viele Schulen sähen aus wie Jugendstrafanstalten, sagte Hübner - und bewies das an preisgekrönter Schularchitektur: Eine Schule in München-Riem, die nebeneinander sechs Meter hohe Klassenquader setzt und die dabei entstehenden Innenhöfe mit gleich hohen Zäunen verbindet. Tatsächlich entstehen dabei eine Art Pausenkäfige. Oder eine Schule, in der ein 160 Meter langer Flur als "Rückgrat der Schule" gefeiert wird - inklusive Mittelstreifen. "Der Architektenschaft müsste verboten werden", sagte Hübner, "dass sie Schulen zu Architektur macht."

Aber wie geht es dann, wenn sowohl das alte anstaltshafte als auch das neue überästhetisierte fürs Lernen nicht taugt? Die lesende Wartburg-Schule gibt einen Wink, denn sie bietet ihren Schülern nicht nur den pädagogischen Anlass, sondern auch die Nischen, in denen man gerne lernt und liest. In der Bibliothek etwa, die hier Leseoase heißt, finden sich unzählige Lesekissen, -podeste und -sessel. Die Schule für das neue Lernen hat eine leicht erklärbare Grundstruktur: Wenn der Gleichschritt als Marschbefehl des Lehrers nicht mehr das grundlegende Lernprinzip der Schule ist, sondern das individuelle Lernen und Forschen der Schüler, dann müssen neue Orte entstehen. Orte der Konzentration, des Teamworks und der Vergesellschaftung.

Der Schweizer Rolf Schönenberger hat sie geschaffen. Ohne einen millionenschweren Bauauftrag. Sondern mit dreimal 10.000 Euro, um Wände aus seinem Schulhaus zu schlagen. Schönenberger ließ so ein Großraumbüro von rund 200 Quadratmetern entstehen, in dem er die zuvor getrennten Schüler seiner Sekundarschule Bürglen mischt. Rund um das Großraumbüro gibt es Instruktionsräume, das sind in etwa die früheren Klassenzimmer. Und es finden sich viele kleine Lernnischen, wo man die Tür hinter sich zuziehen kann, um in der Minigruppe zu arbeiten.

"Sind sie mal abends um zehn in einer Stadt angekommen, ohne ein Hotelzimmer zu finden?", fragte Schönenberger. "Stellen Sie sich dieses Gefühl vor - denn es ist exakt das, was wir mit den Schülern bisher gemacht haben. Wir ließen sie in Sekundarschulen heimatlos umherziehen. Deswegen haben wir in Bürglen jedem Schüler einen eigenen Arbeitsplatz gegeben, wo er zu Hause ist."

Schulumbau wäre gar nicht so schwer, möchte man meinen. Gerade in den Zeiten, da 8,5 Milliarden Euro eines Konjunkturprogramms bereitstehen, die ausgegeben werden müssen für Schulerneuerung. Allerdings, so einfach ist das nicht. Das zeigt die Äußerung eines CDU-Stadtrats in Berlin. Er kritisierte das Land dafür, dass es die Baumilliarden für den Umbau von Haupt- und Realschulen nutzt - und damit das Konjunkturprogramm missbraucht. Er verlangte ultimativ, das Geld ausschließlich für energetische Sanierung auszugeben. Auch die Schilderungen in den Münsteraner Workshops zeigten, dass Berlin nicht länger das Privileg für sich beanspruchen kann, die dümmsten CDU-Stadträte Deutschlands zu haben. Überall wuchern die Bestimmungen und Vorschriften und ihre Exekutoren, die nur gleichförmige Klassenzimmer genehmigen wollen.

"Jede Schule ist so gut wie ihre Bibliothek", sagte Peter Hübner listig, denn er weiß, es gibt kaum Bibliotheken in deutschen Schulen. Diese Orte aber sind die versinnbildlichte Störung, die deutsche Schulanstaltsbauten brauchen - pädagogisch wie architektonisch. Steckt die Milliarden in Schulbibliotheken, sie bringen Lern- und Leseanlässe in die Schulhäuser - und den Zwang, die Schulkatakomben endlich umzubauen. Verfassung hin oder her. CHRISTIAN FÜLLER

  

Architekt Hübner über bessere Bildungsorte

"Schulen sind in Wahrheit Kasernen"

aus der TAZ vom 12.02.2009

Wer Schulen zu Kraftorten machen will, der soll Konjunkturmilliarden nicht verkleckern, findet Architekt Peter Hübner: Das Klassenzimmer von gestern darf nicht Maßstab für das Lernen von morgen sein!

taz: Herr Hübner, jahrelang haben die Schulen vor sich hin geschimmelt. Jetzt kommt die große Bundeskohle aus dem Konjunkturprogramm. Freuen Sie sich darüber?

Peter Hübner: Ja und nein. Gut, dass die Schulleiter jetzt die Klos wieder festschrauben lassen können, die Wände neu malern und die Türen erneuern. Die Maler und Schreiner werden ad hoc damit beauftragt. Das Geld kann sofort abfließen, prima. Allerdings macht das Schulen noch lange nicht zu Leuchttürmen.

Wo liegt das Problem?

Es ist die Gießkanne. Wir haben 40.000 Schulen in Deutschland. Wenn jede gleich viel bekommen soll, dann verkleckern die knapp neun Milliarden ganz schnell. An die Banken gehen hunderte von Milliarden Euro - aber in die Schulen investieren wir nur einen Bruchteil davon. Obwohl die Schulen, genau besehen, unsere Banken der Zukunft sind. Denn dort wird unser großer Schatz gehütet, die Talente, die Kreativen, die Manager von morgen.

Wie viel Geld bräuchte man, um die Lehranstalten zu Orten des Lernens zu verwandeln?

Ich schätze, wir müssten die Investitionen um den Faktor 10 erhöhen. Erst dann könnten wir zukunftsweisende Gebäude umgestalten und bauen, in denen unsere Kinder neu und besser lernen könnten. Wir haben ein miserables öffentliches Bildungswesen. Das können wir an den schlechten Pisa-Ergebnissen genauso sehen wie an den hässlichen und kalten Schulhäusern. Wenn wir jetzt nicht das Geld und die Ideen aufbringen, dann betonieren wir ein altes pädagogisches Konzept auf Jahre hinaus fest. Ich glaube nicht, dass wir uns das leisten können.

Was stört sie an Schulen: dass sie verwahrlost sind - oder dass sie falsch gebaut sind?

Mich irritiert stets, dass sie in Wahrheit gar keine Schulen sind. Wir sehen keine Orte für das Leben und das Lernen, sondern Kasernen. An langen Fluren steht ein Raum neben dem anderen stramm. Alle Klassenzimmer haben dieselbe Form. Die Kinder werden hineingepfercht, alle nach vorne zur Tafel ausgerichtet. Der Lehrer schreibt an, die Kinder schreiben ab. Das ist eine industrielle Anordnung, der die Massenabfüllung als Idee zugrunde liegt.

Ãœbertreiben sie nicht?

Hand, Herz und Kopf müssen gleichzeitig entwickelt werden. Ich sehe nicht, wo in den Einheitsschulbauten der Augensinn der Kinder angesprochen wäre. Damit geht eine Verarmung der Sinne einher. Wir leisten der Erzeugung von "Gefühlskrüppeln" Vorschub. Die Kinder werden in den standardisierten Klassenzimmern zu Mitläufern dressiert, sagt Wolfgang Harder, der ehemalige Rektor der Odenwaldschule. Denn das hat nichts mit dem zu tun, was wir im 21. Jahrhundert brauchen: Das Potenzial jedes Einzelnen zu erkennen und zur Geltung zu bringen. Die Freiheit zu haben, je nach Thema und Aufgabe Teams von Schülern bilden zu können. Zu experimentieren, zu forschen, zu denken. Auf dem Münsteraner Konvent werden wir mit dem Archiv der Zukunft darüber nachdenken, wie man Architektur und neues Lernen zusammenbringt.

Haben Sie selbst denn im Klassenzimmer nichts gelernt?

Habe ich, aber das Gestern kann doch kein Maßstab für das Lernen von morgen sein! Ich sehe meine beiden Enkel, die zwei und vier Jahre alt sind. Und ich frage mich, was uns dazu bringt, die Neugier und das Interesse dieser kleinen Forscher abzuwürgen, indem man sie mit Gleichaltrigen in ein Zimmer sperrt. Für viele verschiedene Lernformen brauche ich verschiedene Räume, eine differenzierte Lernlandschaft: große und kleine Klassenräume, Aulen, Lernnischen, Labore und Werkstätten. Niemand von uns kommt, wenn man ihm eine komplexe Aufgabe im Beruf stellt, auf die Idee, sich in ein Klassenzimmer zu begeben, um dort nachzudenken. Niemand. Aber unseren Kindern muten wir das zu. Manchmal frage ich mich, in welchem Entwicklungsstadium sich eine Gesellschaft befindet, die ihre wissbegierigsten Köpfe in Schulbänke setzt und einnordet. Die ersten beginnen schon, sich dagegen zu wehren.

Was meinen Sie damit?

Unsere öffentlichen Schulen sind in einem so erbärmlichen Zustand, dass die Leute in die Privatschulen fliehen. Nicht nur in Berlin übergibt jeder, der 2,50 Euro übrig hat, seine Kinder den Privaten. Das darf der Staat nicht zulassen. Wir müssen richtig viel Geld in die Hand nehmen und in jeder Stadt eine Zukunftsschule bauen. Frau Merkel und Frau Schavan sollten sich das vornehmen. Ich verstehe auch nicht, warum die Lehrer das mitmachen. Schule sind ihre Orte, an denen sie die meiste Zeit verbringen. Die müssen sich doch wohlfühlen. Wir bauen gerade in Moers eine Schule, da wird es einen Chill-out-Raum für die Lehrer geben. Ein Ort, an dem sie sich auch mal einen Moment hinlegen können. Alles von Schülern geplant.

Sie bauen und planen ihre Schulen mit den Schülern. Hand aufs Herz: Können 9-Jährige eine Schule planen?

Können sie. Wir machen es nie anders. Gerade haben wir in Berlin den Um- und Anbau einer evangelischen Schule geplant. Es ist der Entwurf einer wunderschönen Aula entstanden, die zwei Plattenbauten verbinden wird. Die Kinder sind es, die uns die Ideen geben. Wir sind allenfalls die Berater und diejenigen, die etwas umsetzen. Das Spannende dabei ist, dass die Identifikation mit den dabei entstehenden Orten weit über die tatsächlichen Teilnehmer hinausreicht.

Das verstehe ich nicht.

Wir haben vor 25 Jahren mit Kindern ein Jugendhaus gebaut. Und noch heute sagen 10-Jährige dort: Das ist unser Haus - obwohl sie damals selbstverständlich nicht dabei waren.

Wie kommt das?

Wir haben lange gebraucht, um herauszufinden, worin dieses Besondere besteht. Wir nehmen an, dass es sich auf natürliche Weise entwickelt, wenn man die Kinder selbst planen lässt, wenn man ihre Wünsche ernst nimmt. Das ist nicht nur mühsam und zeitraubend, sondern ein fruchtbarer Prozess. Er hinterlässt tiefe Spuren bei den Kindern. Es entsteht das Gefühl einer selbst bestimmten, maßgeschneiderten Entwurfslösung. Loris Malaguzzi, der Vordenker der Reggio-Pädagogik, sagt, dass der erste Lehrer die Kinder, der zweite die Lehrer selbst und der dritte der Raum ist. Wir finden, dass die viel gescholtenen Kinder von Natur aus nicht das Problem sind. Sie werden als Entdecker und Erfinder geboren - und sie wissen offenbar am allerbesten, wie man die Räume von Schulen zu Orten macht, die etwas mit ihnen zu tun haben und von denen Kraft ausgeht.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf: Wer jetzt große Projekte macht, der gibt das Geld an die gutbürgerlichen und gut organisierten Schichten, die ohnehin immer einen Plan in der Schublade haben.

Da ist was dran. Es wäre aber auch falsch zu sagen, wir bauen jetzt nur noch Hauptschulen um. Wir erleben gerade so ein Projekt. Eine Schule, die eigentlich ein zusammengewürfelter Rest ist. Wir merken, dass diese angeblichen Rabauken wahnsinnig engagiert sind und sehr stolz auf das, was sie da erschaffen. Es geht also auch woanders. Nur finde ich es falsch, auf den anderen Schulen herumzuhacken. Jedes nicht gebaute schöne Schulhaus ist ein Verlust.

Gibt es so etwas wie kleine Tricks, mit denen man einen verhunzten Schulbau wenigstens übergangsweise leb- und lernbar machen kann?

Ja, das versuchen wir gerade mit der evangelischen Schule in Mitte. Es entsteht ein neues Forum, wie es zum Konzept der Schule gehört. Gleichzeitig wollen wir die bauliche Substanz der beiden Plattengebäude umgestalten. An den Kopfenden soll es Klassenräume geben, in der Mitte wäre es denkbar, größere Areale für das klassen- und jahrgangsübergreifende Lernen entstehen zu lassen. Wenn alle Beteiligten sich zusammenraufen, können wir aus der Platte dort eine schöne Schule machen. Wenn man die Fassade noch renoviert, wird das wunderbar. Dann machen sie aus einer Schule, in der die Gewerbeaufsicht heute keinen Betrieb zulassen würde und die derzeit wegen ihrer famosen Heiztechnik den Bezirk Mitte warm hält, eine ökologische und pädagogische Musterschule.

Was kostet das?

Ich habe es ja gesagt, mich frustriert die Gießkanne. Geben Sie mir 3 Millionen Euro, und ich baue ihnen das so um, dass die Leute von überall herkommen.

INTERVIEW: CHRISTIAN FÃœLLER (TAZ)


ZUR PERSON - PETER HÜBNER, 69, ist einer der bekanntesten deutschen (Schul-)Architekten. Der gelernte Orthopädieschuhmacher war lange Professor für Baukonstruktion und Entwerfen in Stuttgart. Seit 25 Jahren plant und baut er Schulen und Jugendhäuser, in denen Lernen Spaß macht.

 Schulbauten

Hier entstehen Lernlandschaften.

 

Hier gibt es viele Informationen zu guten Schulbauten:

http://www.adz-netzwerk.de/Peter-Huebner-Materialien-zur-Schularchitektur.php

Lernräume: Inspirationen für Schulräume

  http://www.lernraeume-aktuell.de/

Schulbaupreis 2008:

http://www.competitionline.com/de/wettbewerbe/10918

Gestaltung von Schulbauten in der Schweiz:

http://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/ssd/Deutsch/Volksschule/dokumente/10_schulen/Diskussionsbeitrag%20Gestaltung%20von%20Schulbauten.pdf

Video: http://hstreaming.zdf.de/3sat/veryhigh/120111_schule_nano.mov

 

 
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